11.11. nachdem Kaiser Wilhelm II. am 9.11. abgedankt hat, Unterzeichnung des Waffenstillstandes im Walde von Compiegne bei Paris. Die deutschen Soldaten kehren geordnet in die Heimat zurück, bis auf die Kriegsgefangenen, die teilweise bis Januar 1920 dort im Arbeitseinsatz verbleiben. Französische Truppen besetzen das linksrheinische Gebiet, in Kappel befindet sich eine Kommandantur.
Viehaufnahme vom 10.2.1918: 50)
Ochsen 40, Milchkühe 149, Jungvieh 193 = 382 Rindvieh. Schweine 35.
Frühere Schreibweisen des Ortsnamens: Volkerod, Volkenrod, Folckenrad, Völckenrade, Foickenrait, Folckenraidt. 51)
1915
In der Landwirtschaft arbeiten rd. 23 russische Kriegsgefangene, untergebracht an Blümlings, bewacht von deutschen Soldaten. Ein Gefangener stirbt , ist auf dem Friedhof beerdigt.
1916 im April gibt es Zuckerkarten, im Juni Fleisch- und Seifenkarten. Wer radfahren will benötigt einen Radfahrerausweis. Rationierung von Milch und Butter folgen. 1917 Kartoffelzuteilung, Ablieferung von Heu. Zeichnung von Kriegsanleihen, Sammlung von Gold, Zeitungspapier, Bucheckern. Wegen möglicher Luftangriffe allgemeine Verdunkelung angeordnet. Da auf dem Lande die Versorgungslage noch besser ist kommen viele Städter um gegen Kaffee, Zucker u. ä. Lebensmittel einzutauschen
1914
3.3. Die Raiffeisenkasse e.G.m.u.H. Bell wird gegründet.
28.6. Das habsburgische Thronfolgerpaar wird in Sarajewo ermordet und gibt damit den Anlaß zum I. Weltkrieg.
31.7. Nachmittags kam die Nachricht, daß der Geheimbrief auf unserer Telegraphenhilfsstelle geöffnet werden solle, ihr folgte bald die, daß Seine Majestät der Kaiser das Reich „im Zustande drohender Kriegsgefahr“ erklärt habe. Um 10 Uhr (abends) erhielt ich meinen Gestellungsbefehl. Metzgermeister Castella, Castellaun fuhr mit seinem Gefährt von Ort zu Ort und brachte die ersten Kriegsbeordungen. Es blieb gerade noch soviel Zeit um rechtzeitig an die Bahn zu kommen.
Lehrer Kottmann, Krastel später Völkenroth.
2.8. Im Saal in Völkenroth wird die Tochter des Lehrers Fritz Clasmann getauft, gleichzeitig erhalten alle die ausrücken mußten das heilige Abendmahl. (Kirche in Bell wird innen gestrichen). Glasmann wird beim ersten Gefecht in Belgien am 23.8. schwer verwundet und stirbt am 30.8. Auch Friedrich Bohn mußte bereits am 27.8. sein Leben lassen. 48)
Im Winter 14/15 machte sich bereits Petroleummangel bemerkbar. Es folgte Verordnung auf Verordnung: keine Verfütterung von Brotgetreide an das Vieh. 1915 Backen von kartoffelhaltigem Brot. 1.2. Brotkarten, 15.11. Petroleumkarten für 14 Tage 1 Liter. 49)
1913
16. Juni die Eiche gegenüber der Schule zum „25jährigen Regierungsjubiläums unseres Friedenskaisers Wilhelm II.“ gepflanzt.
13. August Besuch von Kaiser Wilhelm II. zur Einweihung des Denkmals „Jäger aus Kurpfalz“ beim Entenpfuhl im Soonwald. Die Jäger (Förster) sind zur Ehrenformation angetreten, der Kaiser läßt sich von unserem Förster Leibling berichten wie er sich beim Feldzug 1870/71 bei St. Hubert das „Eiserne Kreuz“ verdient hat. (Er verwaltet die Gemeindewaldungen von: Alterkülz, Bell, Crastel, Hasselbach, Hundheim, Leideneck, Michelbach, Roth, Spesenroth und Völkenroth). 47)
1911
Die Maul- und Klauenseuche wütet in diesem Jahre besonders schlimm in Hundheim und Völkenroth. Täglich kommt ein berittener Gendarm aus Kappel, der überprüfen muß ob die verordneten Maßnahmen, wie Kalkstreuen, Desinfizieren der Ställe u. a. auch eingehalten werden.
Bau der Wasserleitung durch die Firma Phil. Alberding, Fulda. 17.4. - 12.9. Abnahme am 18.11. Die vier Quellen auf der Kappeler Heid und Eichhornsheck waren bereits 1907 geschürft worden. 46)
8.2.1912 Gesamtkosten der Wasserleitung betrugen 24.010 Mk.
1911 Trockenheit so groß, das Wasser so knapp, daß im Herbst die neue Wasserleitung abgestellt werden mußte. Peter Heinz II.
1909
28.11. Gründung des „Krieger-Vereins Völkenroth“. Ehemalige Soldaten.
Vorstand: Vorsitzender Bast, Schriftführer: Heinz II. Kassierer: Marx.
Bezweckt: „die Liebe und Treue für Kaiser und Reich, Landesfürst und Vaterland“.
Feier vaterländischer Gedenktage. 45)
1907
12.1. Einsegnung des neuen Friedhofes mit der Beerdigung von Friedrich Gewehr.
Bisherige Beerdigung ev. an Kirche Bell, kath. auch weiterhin Kastellaun.
Hat die Gemeinde eine neue Viehwaage bekommen, hierzu ein Wiegehäuschen zwischen Spritzenhaus und Backesweiher gebaut. Kosten: Viehwaage: 387,35 Mark, Häuschen: 225,00 Mk = 612,35 Mk. 44)
1906
3.2. Gründung des „Viehversicherungs-Verein“ Völkenroth. 42)
Zweck: „seinen Mitgliedern nach dem Grundsatze der Gegenseitigkeit Entschädigung für unverschuldete Verluste an ihrem Viehbestand zu gewähren“ dazu gehören Rindvieh
und Pferde, ausgenommen Kälber und Fohlen unter sechs Wochen. Eine Kommission stellt den Wert der Tiere bei einem Rundgang fest und berechnet die Beiträge.
Hat die Zivilgemeinde einen Friedhof auf Distrikt „Sielscheid“ angelegt, derselbe dient
vorläufig nur zur Beerdigung der evangelischen Toten unserer Gemeinde. 43)
Die Kosten 315,30 Mark. Peter Heinz II. Vorstehr.
Polizeiverordnung betreffend die Benutzung der Backöfen in der Gemeinde Völkenroth
Auf Grund der § 5 u. 6 des Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 wird für die Gemeinde Völkenroth folgende Verordnung erlassen:
Vom 1. April bis 1. Oktober (Sommer) darf täglich viermal, in der Zeit vom 1. Oktober bis 1. April (Winter) täglich nur dreimal Brot gebacken werden.
Kuchen darf nur am Samstag, dreimal nach dem Brot gebacken werden. In diesem Falle ist nur drei bzw. zweimaliges Brotbacken gestattet.
Das Einheizen zum Backen muß morgens im Sommer um 6 Uhr, im Winter um 7.30 Uhr beginnen. Länger als 3 Std. darf niemand einen Backofen zum Einheizen und Backen benutzen und länger als ½ Std. darf der folgende den Ofen nicht leerstehen lassen.
Die Reihenfolge des gewöhnlichen Backens wird am Tage vorher beim Läuten der Morgenglocke durch das Los festgestellt. Jeder ist verpflichtet, nach Maßgabe, des ihm zugefallenen Loses zu backen. Mehrere, die zusammen backen wollen, dürfen nur ein Los ziehen.
Überschreitet die Zahl der Lose, die in 1. festgestellte Zahl, so müssen die Inhaber, der überzähligen Lose, einen Tag später in der Reihenfolge ihrer Losnummer, zuerst backen. Dieselben sind jedoch verpflichtet, sich am folgenden Morgen bei der Verlosung, als Inhaber der überzähligen Lose zu melden.
Wer das erste Los zieht ist verpflichtet den Ofen einzuheizen. Zum Entfernen der Kohle und Asche darf kein eisener Kratzer benutzt werden.
Zu Hochzeiten, Kindtaufen, Konfirmationen und Begräbnissen hat der betreffende Einwohner das Recht, das Los des Backens sich zu wählen, er muß aber diesen Anspruch tags zuvor bei der Verlosung geltend machen.
Zwei Tage vor Weihnachten, Ostern und Pfingsten und den Tag vor dem Beller Markt darf kein Brot gebacken werden in den Backöfen. Es sind diese Tage nur zum Kuchenbacken bestimmt. Die Reihenfolge des Kuchenbackens wird ebenfalls durch Verlosung bestimmt.
Flachs, Holz und sonstige leicht entzündliche Gegenstände dürfen in den Backöfen nicht getrocknet werden.
Die Benutzung der Backöfen zum Obsttrocknen, kann gegen eine Entschädigung von 30 Pfg. pro Nacht, von Samstag über Sonntag aber 50 Pfg. vom Vorsteher gestattet werden. Wer Obst trocknen will hat sich dieserhalb beim Vorstehr zu melden.
Machen mehrere Bürger gleichzeitig hierauf Anspruch geltend, dann wird die Benutzung der Backöfen zum Obsttrocknen versteigert.
In der Zeit der Obsttrocknung ist jedermann verpflichtet, auch wenn nur einer Brot backt in der Frühe wie in 2. angegeben, zu backen.
Jeder zuletzt backende ist verpflichtet das Backhaus zu reinigen. Das Auf- und Abschließen des Backhauses im Gemeindehause hat derjenige zu besorgen, welcher die Morgen- und Abendglocke läutet. Hinsichtlich des Backhauses am Leidenecker Weg ist der zuletzt backende verpflichtet, das Backhaus abzuschließen und den Schlüssel sofort an dem vom Gemeindevorsteher bezeichneten Ort abzuliefern.
Nach Sonnenuntergang darf kein Feuer mehr in den Backöfen sein. Die Kohlen müssen in einem geschlossenen Gefäß von Metall weggebracht werden.
Übertretungen dieser Verordnung werden mit Geldstrafen bis zu neun Mark, im Unvermögensfalle mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem achten Tage nach Ablauf desjenigen Tages in Kraft, an welchem, das den Abdruck dieser Verordnung enthaltene Stück, das für kreisamtliche Bekanntmachungen bestimmten Blattes, ausgegeben worden ist.
Castellaun, den 1. August 1905 Die Polizeiverwaltung: Bürgermeister gez. Schmidt Der Vorsteher: gez. Peter Heinz II.
1905
1.4. Einrichtung des Postbestellbezirks Völkenroth. Halter der Postagentur Peter Mörsch in seinem Haus befindet sich die Poststube. 1920 erhält der schwerkriegsbeschädigte Jakob Becker die Postagentur -Huhne. Die Briefträger wohnen in Hilse-Haus bis in den Krieg Familie Schweitzer, ab 1919 bis ca. 1925 Wilhelm Geiss.
Im Sommer 1901 die Telegraphenlinie nach Völkenroth hergestellt und im Juni 1907 Anschluß der Ortschaften an das Telefonnetz. Beide Anschlüsse in der Postagentur. 40)
Die Bewohner des Dorfes besaßen oder nutzten drei Wassermühlen: die „Freisenmühle“ am Berg, die „Neue Mühle“ unten am Leidenecker Weg und die „Obere Crasteler Mühle“ auf deren Bann.
Im Ort befanden sich zwei Backhäuser: eines im Gemeindehaus für das Oberdorf, das andere an Bauersch für das Unterdorf.
Um die Jahrhundertwende gab es technische Neuerungen in der Landwirtschaft. Die Göbel-angetriebene Dreschmaschine ersetzt Dreschflegel und handbetriebene Windmühle zum Trennen der Körner von der Spreu. Der Göbel ist ein durch Gespanne im Rundgang angetriebenes Zahnradgestänge. Ab 1909 erste stationäre Benzin-Motore der Gasmotoren Fabrik Deutz, Cöln als Antrieb eingesetzt.
1913 Mähmaschinen zum Mähen der Wiesen und mit Ablage zur Mahd des Getreides.
Bereits 1887 hatte sich eine „Trieur Gesellschaft“ mit 16 Teilhabern gebildet. Das Gerät sortierte und reinigte das Saatgut. 41)
1901
27.2. Bau der Molkerei Völkenroth, Kosten: 25.767,41 Mark. 39)
Vorstand: Genossenschaftsvorstehr: Carl Leibling, Rechner Peter Mörsch.
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Schneider I., Leideneck.
77 Mitglieder aus Völkenroth, Hundheim und Leideneck. Zwei Arbeiter beschäftigt.
Molkereiverwalter: Ernst Anders.
Am 11. Oktober Inbetriebnahme der hiesigen Molkerei. Bast, Vorstehr.
1912 Statut der: „Bröhltaler Molkerei-Genossenschaft“ eGmuH. Völkenroth. „Mitglieder können nur sein, welche in Leideneck, Crastel, Wohnroth, Hundheim, Bell und Völkenroth Viehzucht treiben und welchen die bürgerlichen Ehrenrechte nicht aberkannt worden sind“.
1900
4. September mit dem Bahnbau im Beller Wald begonnen. 28.10.1901 die Nebenstrecke Simmern-Kastellaun dem Verkehr übergeben, täglich verkehren vier planmäßige Züge.
1.2.1902 Haltepunkt Bell eröffnet „Blechhütte“. Herbst 1905 Güterbahnhof. 1910 Bahnhofsgebäude. 38)
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